Zucht

Für alle, die sich mit der Zucht von Hühnern befassen möchten, gibt es hier Wissenswertes aus folgenden Themenbereichen:

- Auswahl der Zuchttiere
- Fütterung der Zuchttiere/ Beleuchtung
- Abstammungskontrolle
- natürliche Brut und Aufzucht
- künstliche Brut 
- künstliche Aufzucht
- Jungtier-Phase

Auswahl der Zuchttiere

Zuchttiere sollten die entsprechenden Rassemerkmale in besonderem Maße zeigen. Tiere mit Fehlern sollten nicht zur Zucht verwendet werden. 
Auch auf Vitalität und die der Rasse entsprechende Leistung sollte man achten.
Prinzipiell kann der Zuchtstamm bei leichteren Rassen mehr Hennen beinhalten als bei schwereren. Um eine genetisch zu enge Zucht zu vermeiden, ist es dennoch ratsam, lieber mit zwei kleineren Stämmen als einem großen Stamm zu züchten. 

Fütterung der Zuchttiere/ Beleuchtung

Der Handel bietet entsprechendes Futter für die Zucht an. In der Regel handelt es sich dabei um ein Legehennen-Alleinfutter mit einer höheren Zugabe von Vitamin E und D. Auf das Futter sollte einige Wochen vor dem Sammeln der Bruteier umgestellt werden.
Rassen im Asiatischen Typ und schwere Rassen, neigen dazu Fett anzusetzen. Deshalb kann es günstig sein, der Zucht-Fütterung eine Diätphase von 2-3 Wochen voran zu stellen. Resultat ist eine bessere Befruchtung. 
Eine Beleuchtung des Stalles auf einen Lichttag von 14 Stunden sollte mindestens 2 Wochen vor dem Start des Bruteiersammelns erfolgen. Bei sehr frühen Brut-Terminen kann es nötig sein, den Hähnen schon einige Wochen vorher den Tag zu verlängern, damit eine gute Befruchtung erfolgt.

Abstammungskontrolle


Eine gezielte Zucht und Verbesserung der gewünschten Eigenschaften (egal ob Leistungseigenschaften oder phänotypisches Aussehen) ist nur möglich, wenn eine genaue Abstammungskontrolle besteht. 

Welches Ei von welcher Henne?

Der erste Schritt bei der Abstammungskontrolle ist es, nachzuvollziehen welches Ei von welcher Henne stammt. Eine Möglichkeit sind Fallennester. Da ich berufstätig bin und die Hühner somit erst am späten Nachmittag aus den Nester befreien könnte, kommt diese Möglichkeit nicht in Frage.
Ich stelle die Zuchtstämme im Dezember zusammen. Wenn ich mit dem Sammeln der Bruteier beginne kommt jede Henne in ein Abteil im Stall. Sie hat tagsüber auch die Möglichkeit in die Voliere oder den Auslauf zu gelangen. Den Hahn setze ich dann tageweise zu den Hennen. Für die 6 Wochen, in denen ich sammle ist das eine gute und tiergerechte Lösung.

Brutliste

Auf den Eiern wird die Stammnummer und die Ringnummer der Henne notiert. Bei der Einlage in den Brutapparat werden diese Daten in die Brutliste eingetragen. Dort ist auch die Ringnummer des Hahnes vermerkt.

Stammschlupf

Die Eier, der einzelnen Hennen  kommen zum Schlupf in einzelne Fächer der Schlupfhorde. Die Schlupfhorden haben Deckel damit die Küken nicht durcheinander kommen.

Farbmarkierungen

Wenn ich sehr viele Küken habe, markiere ich sie bei der Entnahme aus der Schlupfhorde zunächst mit Acrylfarbe am Kopf.  Auf der Brutliste trage ich die gleiche Farbe bei der entsprechenden Henne ein.

Flügelmarken

Einige Tage später ziehe ich den Küken nummerierte Flügelmarken an. Die Nummern trage ich in die Brutliste ein. Später werden die Jungtiere mit Bundesringen beringt. Die Ringnummer wird ebenfalls in die Brutliste eingetragen. Wenn ich sicher bin, dass die Ringe nicht mehr abfallen, ziehe ich die Flügelmarken aus.

Natürliche Brut und Aufzucht

Vorbereitungen

Die Glucke sollte zum Brüten separat von der Herde gehalten werden. Sie sollte während der Brutdauer auch möglichst keinen Sichtkontakt zur Herde haben. Das Brutnest wird vorbereitet, indem man ein ca. 30 x 30 cm großes Stück Grassoden absticht. Man legt es mit der Grasseite nach unten und form auf der Oberseite eine Mulde. Das Ganze umrandet man mit Ziegelsteinen und polstert es mit Stroh oder Heu aus. Damit die Glucke etwas Deckung hat, stellt man z.B. ein Brett schräg darüber.
Man bestückt das Nest vorerst mit Gips- oder Kunststoffeiern und setzt die Glucke in der Dunkelheit darauf. Wenn sie am nächsten Tag noch fest sitzt, kann man ihr die Bruteier unterlegen. Prinzipiell können auch bei Eiern die älter als 2 Wochen sind, bei Naturbrut gute Schlupfergebnisse erzielt werden.

Schlupf und erste Tage

Damit die Küken möglichst zeitgleich schlüpfen, sollten die Bruteier keine riesigen Unterschiede im Alter aufweisen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Glucke mit den geschlüpften Küken das Nest verlässt und die noch nicht geschlüpften zurückbleiben und sterben. 
Während dem Schlupf sollte die Glucke möglichst in Ruhe gelassen werden. Bei der Anlage des Nestes sollte darauf geachtet werden, dass keine hohe Kante entsteht. Küken die herausfallen kommen so wieder alleine unter die Glucke.


Auslauf

Die Küken sollten mit der Glucke in den ersten Tagen nur bei trockenem Wetter und nach Abtrocknen des Morgentaus Auslauf erhalten.
Ein übernetzter kleiner Auslauf, am besten noch versetzbar, hat sich für die ersten Wochen bewährt. Fehlt der Schutz von oben, können die Küken schnell Krähen zum Opfer fallen. 

Künstliche Brut

Die künstliche Brut mit einem Brutapparat hat den Vorteil, dass man nicht darauf angewiesen ist, zur passenden Zeit eine Glucke zu haben. Man kann natürlich auch deutlich größere Mengen an Küken erbrüten.

Brutapparate

Man unterscheidet grundsätzlich bei den Apparaten zwischen Flächenbrütern und Motorbrütern. Bei Flächenbrütern liegen die Eier in einer Ebene und werden von oben erwärmt.
Bei Motorbrütern ist ein Lüfter verbaut. Dadurch können mehrere Lagen Bruteier auf sogenannten Horden erbrütet werden.  

Temperatur

Die Vorbrut (1. - 17. Tag) in Motorbrütern erfolgt bei 37,8° C. 
Die Schlupfbrut (ab 18. Tag) erfolgt bei 37,5° C. 
Bei Flächenbrütern ist unter Umständen eine andere Temperatur notwendig, da diese auf der Höhe der Ei-Oberkante gemessen wird. Hier bitte die Bedienungsanleitung befolgen


Luftfeuchtigkeit

Als optimaler Wert in der Vorbrut hat sich eine Feuchte von 55% bewährt. Bei sehr großen Eiern (von Althennen) hat es sich bewährt etwas trockener zu brüten, damit während der Brut mehr Flüssigkeit aus dem Ei verdunsten kann. Kurz vor dem Schlupf sollte die Luftfeuchtigkeit auf 75% erhöht werden. Eine noch höhere Feuchtigkeit ist nicht zu empfehlen, da die Küken dann sehr angestrengt atmen und schlecht abtrocknen.


Wendung

Eine Wendung der Bruteier spätestens ab dem 3. Tag ist unerlässlich. Damit imitiert man die Bruthenne, die regelmäßig die Eier von außen nach innen legt. Durch das Wenden wird verhindert, dass der Keim an der Eihaut anklebt und der Dotter sich absenkt. Eine Wendung von Hand ist nur schwer zu bewerkstelligen, da z.B. ein zweimaliges Wenden am Tag zu wenig ist, um ein optimales Schupfergebnis zu erhalten. Als optimal haben sich 8 - 12 Wendungen am Tag erwiesen. Es gilt also bei der Anschaffung eines Brutapparates darauf zu achten, dass er eine automatische Wendung besitzt. 
   


Spreizbeine

Küken mit Spreizbeinen kommen hin und wieder vor. In vielen Fällen kann es helfen, dem Küken kleine Ringe anzuziehen und diese mittels eines kleinen Gummirings (z.B. Loom-Band) so zusammen zu halten, dass das Küken stehen kann, aber die Beine nicht auseinander rutschen können. Nach ein paar Tagen sollte man noch einmal kontrollieren ob sich die Fehlstellung korrigiert hat.   


Künstliche Aufzucht

Kükenbox

Kükenboxen sind eine gute Möglichkeit die Küken in der ersten Zeit der Aufzucht unterzubringen. Sie bieten einen guten Schutz und sind leicht zu reinigen.
Man sollte vor allem darauf achten, dass eine gute Lüftung erfolgt und die Küken nicht zu lange darin untergebracht sind.

Kükenstall

Der Stall für die Küken sollte desinfiziert oder gekalkt werden, wenn vorher Alttiere darin untergebracht waren. Es empfiehlt sich, die Fläche für die Küken zunächst zu begrenzen, damit sie in den ersten Tagen immer wieder sicher zur Wärmequelle finden.  Das Futter sollte zunächst auf flachen Schalen angeboten werden. Wenn die Küken sicher fressen, können der Größe entsprechende Tröge oder Futterautomaten verwendet werden..

Wärmequelle

In der ersten Aufzuchtphase (1 - 8 Wochen) sind die Küken auf eine Wärmequelle angewiesen, da sie ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können. Je nach Jahreszeit kann diese Phase auch deutlich kürzer sein.
Zur Wärmeversorgung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Klassische Rotlicht-Wärmestrahler oder besser Dunkelstrahler werden in dafür geeignete Fassungen mit Schutzkorb geschraubt. Wärmeplatten sind sparsamer im Verbrauch und langlebiger. Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie täglich angehoben werden müssen, um zu schauen, dass alles in Ordnung ist. 

Lampe für UV-A- und UV-B- Licht

Seit einigen Jahren benutze ich in der Zeit, in der die Küken noch keinen Auslauf haben Lampen aus dem Reptilienbedarf, die für mehrere Stunden am Tag Licht spenden. Sie sollten UV-A- und UV-B- Licht abgeben.
Die Küken genießen es, darunter zu liegen und sich zu "sonnen".

Jungtier-Phase

Der Küken-Phase (1 - 8 Wochen) schließt sich die Jungtierphase (9 Wochen bis Geschlechtsreife) an. 

Fütterung

Bis zum Alter von ca. 8 Wochen wird in der Regel Kükenfutter gefüttert. Wenn gegen Kokzidiose geimpft wird, darf das Futter kein Kokzidiostatikum enthalten, da dadurch auch die "guten" Impfkokzidien abgetötet werden. Wenn Futter mit Kokzidiostatikum gefüttert wird, muss dieses auch durchgängig bis zu einem Alter von ca. 5 Monaten gefüttert werden. Erst dann sind die Tiere recht unempfindlich gegen diese Darmparasiten.
Ab der 9. Woche bis zur Geschlechtsreife wird dann  Junghennen- bzw. Junghähne-Futter gefüttert.. Je nach Rasse und Farbschlag, gibt es hier auch weitere Besonderheiten zu beachten. Am besten informiert man sich bei den Markenfutter-Lieferanten.

Haltung

Um eine stressfreie Aufzucht zu gewährleisten, aber auch aus Gründen der Hygiene und Krankheitsvorsorge empfehle ich dringend, die Jungtiere getrennt von den Alttieren aufzuziehen. Dabei trenne ich auch nach Geschlechtern. Zum einen ist auch das stressfreier für die Tiere und die Hennen werden bei Eintritt der Geschlechtsreife nicht durch die Hähne drangsaliert. Dabei setze ich in die Junghähne-Gruppe oft einen Althahn. Der sorgt für Ruhe und kümmert sich zumeist auch recht ordentlich um die Jungen.  

Beringen

Vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter gibt es jedes Jahr geschlossene Bundesringe in einer bestimmten Farbe. Um die Ringe zu beziehen, muss man Mitglied in einem Geflügelzuchtverein sein, der dem BDRG angliedert ist. Die Ringe werden, je nach Rasse, im Alter von 8 -- 12 Wochen über den Fuß gezogen. Somit kann der Ring später nicht mehr abgezogen werden und ist eine sichere Kennzeichnung.